Bernhard Lang und ich lernten einander über „Vermittlung“ kennen. Schnell war klar, dass wir große Übereinstimmungen in der Denk- und Arbeitsweise haben: ein Interesse an der nur scheinbar formalen Kategorie Wiederholung. Was wir beide innerhalb unserer Disziplinen schon seit längerem intensiv verfolgen, wollen wir mit dem Projekt TRIKE von Grund auf erforschen. Starting from scratch: Bewegung als körperliche Bewegung / Bewegung als akustische Bewegung / Bewegungsbild.
Wir erforschen unregelmäßige, nicht-statische Operationen der Wiederholung kleinster Einheiten, sowohl in der Musik als auch in der Bewegung. Techniken wie looping und scratching wenden wir so an, dass Verschiebungen im wiederholten Material das Gegenteil mechanischer Vervielfältigung bewirken. Die Bewegung erscheint wie unter dem Mikroskop betrachtet: Immer wieder kurz erkennbar leuchtet so etwas wie Bedeutung auf, sogar Psychologie und Narration, nur um gleich wieder manipuliert zu werden. Ein flirrendes Bewegungsbild, das ständig zwischen Form und Veränderung oszilliert.
Wir haben uns entschlossen, die verschiedenen Stufen dieses länger angelegten Projektes immer wieder öffentlich zu präsentieren. Die erste Gelegenheit war TRIKE spring im Rahmen der factory season im Tanzquartier Wien, die zweite Stufe ist TRIKE summer bei ImPulsTanz. Forschung ist immer herzeigenswert, weil es durch die Haltung des Suchens etwas gibt, das man mit dem Publikum teilen kann. Jede Stufe der Entwicklung eines solchen Arbeitsprozesses fordert eine Anwort: ein weiteres Feld kann geöffnet und untersucht werden. Wir, die Beteiligten an diesem Prozess und das Publikum, bleiben im Fluss.
So ist also der Übertitel work-in-progress zu verstehen: nicht als etwas Unfertiges, sondern als etwas, das Türen zur weiteren Suche öffnet, anstatt auf etwas zu beharren. Das Gesamtprojekt TRIKE wird in der nächsten Saison im Tanzquartier Wien und im Theater am Neumarkt Zürich aufgeführt.
Für die Präsentation der ersten beiden showings, TRIKE spring und TRIKE summer, haben wir die Form in sich abgeschlossener tracks gewählt, die jeweils einzelne Aspekte der Bearbeitung und Differenzierung des Materials hervorheben und sich im Aufbau steigern. Der Bonustrack zum Schluss besteht aus der rohen, unbehauenen Bewegung wie sie war, bevor sie geloopt und gescratcht wurde. Ausgeführt in Stille.
Christine Gaigg
TRIKE summer Tracks 1-9
1] Swisher / room full of shoes, track 2und 3 [3:10]
2] ZigZag / room full of shoes, track 4 und 5 [3:10]
3] Hommage an N.Provost / München05 [2:20]
4] Rubicube / room full of shoes, track 6 und 7 [3:10]
5] Schiele und Pullover / The Iron Pulse [5:20]
6] Street / Pescaro [7:14]
7] 6heartbeats / Wasserschloss4 [14:00]
8] Hey Baby / Breakapart [5:44]
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9] Bonustrack / in Stille [2:25]
Leistungsträger und Straßenköter
Über Choreografieren und Kollaborieren